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1. Leser Nenad schreibt:
In
Deiner Beschreibung über Samothraki ist ein Fehler. Der
höchste Berg Samothrakis heißt Fengari ( Mond ) und nicht
Marmara und ist 1611m hoch
Anmerkung: Fehler wurde im Text oben ausgebessert
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2. Eine
Reisebericht aus dem Jahre 1990 von R. Schüle aus Mauerbach
bei Wien:
Die Anreise
Mit dem
Auto fahren wir 1990 über Ungarn und die Transitroute durch
Jugoslawien nach Alexandroupolis. Die wichtigsten Stationen
dabei sind Baja, wo wir nächtigten und einem jugoslawischen
Folkloreabend beiwohnen können, Belgrad, Nis, Thessaloniki
und Kavala. Am Morgen des zweiten Tages in Baja habe ich in
einem kleinen Gemischtwarengeschäft ein seltsames Erlebnis.
Ich sehe, wie ein junges Mädchen ihren bescheidenen Einkauf
(Brot, Milch, Gemüse) mit einem Geldpaket bezahlt, das noch
eine Banderole umgibt. In Jugoslawien ist das Geld nichts
mehr wert, wir zahlen 700 000 Dinar Autobahngebühr bei der
Hinfahrt, mehr als eine Million 2 Wochen später bei der
Rückfahrt.
Am 3.
Reisetag erreichen wir um 16 Uhr die griechische Hafenstadt
Alexandroupolis, von der es nur mehr 100 km an die türkische
Grenze sind. Das macht sich auch schon auf der Wegstrecke
bemerkbar, Minarette und Moslems werden auffällig mehr.
Nachdem wir
uns die Schiffskarten für uns und das Auto gesichert haben,
ist noch bequem Zeit für eine kleine Mahlzeit in einem
Restaurant mit schattigem Garten. Denn ein Mittagessen haben
wir uns aus Angst, die Fähre zu verpassen, bis dahin nicht
gegönnt.
Die 50 km
lange Überfahrt dauert knapp 3 Stunden und ist ruhig und
wunderschön. Das Schiff fährt der Abendsonne entgegen, die
über den Bergen von Samothraki untergeht. Der rund 1 600
Meter hohe Gipfel des Marmara, des höchsten und sehr
markanten Gipfels der Insel, hebt sich vulkanartig von der
nur rund 13 Kilometer Kontur des Eilandes ab. Er lässt seine
Umrisse zwar nur im Dunst erkennen, beherrscht aber den
Landstrich von allen Seiten.
Hotel
in Paleopolis
Nach der
Landung in Kamariotissa, dem größten Hafen der Insel, finden
wir schnell ein Quartier im einzigen (***)Hotel des nahen
Ortes Paleopolis direkt am Strand. Es heißt
bezeichnenderweise „NIKE“ nach der engelhaften Figur, die
hier bei einer Ausgrabung vor hundert Jahren entdeckt wurde.
Das Original steht heute im Louvre in Paris, wir haben es
dort erst vor einem halben Jahr bewundert.
Von unserer
Terrasse können wir das Meer beobachten und seine Wellen
hören, die durch den Wind häufig höher als gewohnt sind. Wen
kann das aber wundern, wenn man weiß, dass wir auf der "Insel
der Winde" gelandet sind. Außer uns wohnen vielleicht noch
weitere 5 Gäste im Haus, das sicher 50 Personen Platz bieten
würde. Touristen sind auf dieser Insel, wie wir noch häufig
feststellen werden, eine Seltenheit.
Die
Strandpromenade von Paleopolis ist frühmorgens menschenleer,
man steht hier eher spät auf und beginnt so gegen 10 Uhr mit
der Arbeit. Dann öffnen sich die wenigen Geschäfte, die die
Einheimischen versorgen. Am Abend hingegen erwacht der Ort,
auf der kleinen Promenade drängen sich dann die Griechen zum
Bummeln. Die offenen Tavernen sind auch willkommene
Gelegenheit für die jungen Präsenzdiener, die auf der Insel
stationiert sind, etwas zu erleben. Das wissen auch die
Mädchen, sodass ein beachtlicher Corso entsteht.
Wir finden
zielsicher eine nette Taverne mit gutem Essen und schönem
Rundblick auf das Geschehen, dessen Besitzerin lange in
Deutschland war und sich gut mit uns verständigen kann.
In der Hauptstadt
Die
Hauptstadt von Samothraki mit dem Namen "Chora" liegt im
Landesinneren und schmiegt sich eng an das Gebirge. Ihre
Hauszeilen sind mit roten Ziegeldächern gedeckt und nur über
kleine Gassen erreichbar, die mit unzähligen Stiegen
miteinander verbunden sind. Wegen der Enge und Steilheit
wagen Autos auch auf den wenigen, befahrbaren Berggassen die
Zufahrt nur zu Lieferungen von Waren oder in Notfällen, der
Ort ist daher eine große Fußgängerzone. Malerische Blicke
hinter jedem Eck inspirieren mich zu einigen Aquarellen.
Auf einem
steilen Felsen wird die Hauptstadt von den Überresten einer
mittelalterlichen Burg überragt, in der einst wahrscheinlich
die Herrscher über das kleine Inselreich wohnten. Heute ist
dort wegen der günstigen Lage eine militärische Senderstation
untergebracht. Von der Ruine aus kann man weite Teile der
Insel überblicken.
In den
engen Gassen ist die Zeit für manche Handwerker stehen
geblieben. So wie hier der Bäcker seine Teigringe mit Sesam
und sein Weißbrot im alten Steinofen herstellt, haben auch
die Generationen vor ihm gebacken.
Die
Temperaturen klettern um die Mittagszeit wieder über 30 Grad,
sodass eine kleine Pause im Schatten gut tut. Wir finden ihn
unter einem weit ausladenden, großen Olivenbaum, der den
Mittelpunkt eines Ausblicksplatzes bildet und mit Steinbänken
gesäumt ist.
Zurück am
Fuß des Städtchens finden wir erfreulicher Weise ein kleines
Lokal mit typischen, griechischen Speisen, warm gehalten und
zum anschauen und aussuchen. Wir essen gefüllte Paprika mit
Sauce und Gemüse und auch einen ausgezeichneten Salat.
Zur
Sandbucht nach Malathria
Am nächsten
Tag besuchen wir die Bucht von Malathria. Sie ist zwar nur
etwa 10 km Luftlinie entfernt, wir erleben aber eine 40
KM-Fahrt über Stock und Stein. In unzähligen kleinen Kurven
und Serpentinen geht es auf nur einer Fahrspur dahin, sodass
auch die Ausweichmanöver mit den wenigen anderen
Kraftfahrzeugen, vor allem einigen Traktoren, immer wieder
zur Fahrprüfung wird.
Die letzten
10 Kilometer verdienen eigentlich nicht die Bezeichnung
"Straße", sondern ähneln eher einem Wildwechsel. Staubig
gelangen wir schließlich an das wirkliche Ende des Weges, das
an einer wunderschönen Sandbucht liegt. Jetzt, im Juli und
damit mitten in der Tourismussaison treffen wir auch hier
keine Urlauber, sondern lediglich drei Einheimische, die zum
Baden gekommen sind.
Vorausschauend haben wir unsere Verpflegung mitgenommen, wir
können den wunderschönen Strand somit bis in die frühen
Abendstunden genießen. Am Nachmittag treffen wir dann doch
noch 3 Urlauber und sogar welche aus Österreich. Es ist eine
Lehrerin von Bettina, die mit Mann und kleinem Sohn in der
Nähe zeltet.
Bei der
Rückfahrt nehmen wir uns ganz besonders Zeit für die
Landschaft.
Die fruchtbaren Hänge und
Wellen, die sich von den
Bergen
bis an die Küste erstrecken, sind bereits abgeerntet. Das
alles überragende Gebirgsmassiv ist ein Inselgebirge ohne
Straßen, das man nur als Wanderer und Bergsteiger erforschen
kann und um welches sich viele mystische Erzählungen der
Bevölkerung ranken.
Abendstimmung
im Bergdorf Profitis Ilias – Das Fest des heiligen Profit
Die Wirtin
unseres „Stammlokals“ in Paleopolis macht uns auf ein Fest in
einem Bergdorf aufmerksam, dass wir neugierig besuchen. Es
liegt ähnlich wie Chora im Landesinneren an einem steilen
Hang und ist mit einer schmalen Straße erschlossen
In engen
Kurven windet sich die schmale Asphaltstraße den Berg empor.
Nach wenigen Kilometern erreichen wir das Bergdorf Profitias
Ilias. Hier soll heute Abend zu Ehren des Dorfschutzpatrons,
der dem Anwesen auch den Namen gab, ein Fest gefeiert werden.
Es ist sechs Uhr abends und vorerst haben nur die
Vorbereitungen begonnen. Leicht bekommen wir einen Parkplatz
und stellen unser Auto beim kleinen Marktplatz des Dorfes ab.
Insgesamt sind es vier Tavernen, die um diesen Platz
gruppiert sind. Und bei allen Gaststätten herrscht bereits
reges Vorbereitungstreiben. Der Kellner mit weißem Jackett,
sonst wahrscheinlich ein Bauer aus der Umgebung, läuft
geschäftig hin und her und betreut die riesigen Griller, die
überall aufgebaut sind. Am Spieß drehen sich da jeweils vier
Ziegen gleichzeitig. Erst als wir genauer hinsehen, bemerken
wir, dass oberhalb der Grillstätten auf einem Warmhalteplatz
bereits mehrere fertige Ziegen eingepackt liegen. Allein bei
diesen vier Tavernen bereitet man sich mit etwa fünfzig
Ziegen auf das Fest vor.
Wir
wandern die kleine Hauptstraße entlang und kommen schon nach
wenigen Metern zu einer weiteren Taverne, wo man ebenfalls
gerade dabei ist etwa zehn Ziegen zu braten. Wir folgen aber
vorerst dem sich vergrößernden Strom der Dorfbewohner, die
einem Ziel hangseitig zustreben, das wir vorerst als Friedhof
identifizieren. Ziel ist aber nicht der Friedhof selbst,
sondern eine an seiner Rückseite liegende kleinere Kapelle.
Alle Dorfbewohner wollen anscheinend noch ihren Heiligen
besuchen, bevor das Fest so richtig in Gang kommt. Die
Kapelle steht an einem Abhang gerückt, in malerischer Lage.
Von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick auf den
hinter dem Dorf aufstrebenden mehr als 1500 Meter hohen Berg,
der sich mit seinen Hängen an das Dorf herandrängt. Wir
bleiben über eine Stunde an dieser Stelle um die Aussicht zu
genießen und die schöne Umgebung wirklich auf uns einwirken
zu lassen. Dann schlendern wir wieder langsam ins Dorf
zurück und nehmen auf der Terrasse der ersten Taverne Platz,
wo außer uns erst zwei Tische besetzt sind.
Selbstverständlich beabsichtigen wir, die anscheinende
Spezialität des Festes, nämlich am Spieß gebratene Ziege zu
kosten. Bei der Bestellung kommt es zu für uns ungewohnten
Fragen. In radegebrechtem Deutsch fragt man uns tatsächlich,
ob wir jeder einen oder zwei Kilogramm verspeisen wollen.
Portionen gibt es an diesem Abend nicht, das wird uns nach
und nach klar. Es gelingt uns schließlich, die Bestellung
zumindest nur auf einen Kilogramm auszudehen, und da wir als
Ausländer eine Art Narrenfreiheit genießen, ist man
schließlich bereit, uns diese "kleine Menge" zum Tisch zu
bringen. Das Lokal füllt sich immer mehr und bald sind alle
Tische besetzt. Jetzt können wir wirklich sehen, dass es mit
dem kiloweisen Verspeisen ernst wird. In großen Töpfen wird
jede Menge Fleisch aufgetragen und genüsslich und schmatzend
von den Bergbewohnern verzehrt. Mit dem Niedersinken der
Sonne klingt an zwei Stellen, die sich entgegengesetzt
unseres Sitzplatzes befinden, Musik auf. Ich kann auch hier
nur wiederholen, ich hätte mir davon keine Kassette gekauft.
Obwohl die Musik eine typisch griechische Stimmung
vermittelt, ist es nicht sie, die das Fest in Profitias
Ilias ausmacht. Hauptfestgrund und Mittelpunkt des Festes,
das alljährlich am 20 Juli in diesem Bergdorf stattfindet,
ist zweifellos das Essen einer Ziegenherde. Ob hier der
Dorfheilige schon zeit seines Lebens mitgewirkt hat,
zumindest einmal im Jahr für die Gastwirte einen Profit zu
erwirtschaften, wer weiß ? Jedenfalls ziehen zumindest einige
der Dorfbewohner im wahrsten Sinne ihres Dorfnamens Profit
aus dem Fest. Und die Bewohner selbst könnten jederzeit bei
der Ziegenessolympiade antreten.
Der Tempel der NIKE
1863 fand
hier der französische Konsul Carl Sampoizeau die berühmte "Nike",
eine Figur mit Engelsflügeln, die auf einem Sockel stehend,
das einstige "Heiligtum der Großen Götter" überschaute.
Das
Heiligtum der alten Griechen wurde ein halbes Jahrtausend vor
unserer Zeitrechnung erbaut und später immer wieder erweitert
und ausgestaltet. Es erstreckt sich ca. 500 Meter von der
Küste entfernt am Hang eines Hügels, im Hintergrund das 1 600
Meter hohe Gebirgsmassiv, das schon von Homer erwähnt wird,
der der Insel des Windes auch seinen Namen gab.
Die vier
Säulen der als "Hieron" bezeichneten tempelartigen Anlage, in
der die Weihen zweiten Grades empfangen wurden, bilden heute
den Mittelpunkt der Ausgrabungen, die von amerikanischen
Wissenschaftern seit 1939 vorgenommen werden. Aus Bildern und
Schriftzeichen, verbunden mit den aufgefundenen Gebäuden
glaubt man zu wissen, dass in diesem antiken Heiligtum
ausgewählte Personen zwei Stufen von Weihen empfangen haben.
Es war dies die Weitergabe des Wissens der Gelehrten dieser
Zeit. Da zwischen Wissenschaft und Religion noch keine
Grenzen vorhanden waren, war es auch die Weitergabe und die
Einweihung in Glaubensgrundsätze.
Im
angeschlossenen kleinen Museum sind neben verschiedenen
Fundgegenständen auch eine korinthische Säule und die Säulen
eines Nebengebäudes mit einem Fries, das Tänzerinnen zeigt
rekonstruiert. Wie schon erwähnt, befindet sich der
berühmteste Fund, Die "Nike", die etwa um 190 v.Chr. datiert
wird, im Louvre in Paris.
Das Gelände
ist vollkommen frei zugänglich, sodass wir es als Park und
Ruheraum nutzen. Man sitzt auf alten griechischen
Säulenresten und schaut durch das noch stehende Säulengitter
aufs Meer. Die Landschaft beeindruckt auch durch viele Blumen
und Sträucher, vor allem aber durch die Lage am wuchtigen
Gebirgshang.
Wir lassen
dem ersten Besuch noch einen weiteren folgen und erleben auch
ein paar Tage später wieder die Magie des Ortes
Ein
Spaziergang am Fonias
Das Gebirge
bewirkt, dass die nur 13 x 10 Kilometer große Insel einige
Flüsse und Bäche besitzt. Einer der bekanntesten Flüsse auf
der Insel ist der Fonias, der auch eine ganze Kette von
Wasserfällen besitzt. An seinem Ufer, das von riesigen
Eucalyptusbäumen bewachsen ist, wandern wir im kühlen
Schatten flußaufwärts. Im kristallklaren Wasser sehen wir
keine
Fische, dafür aber Süßwasserkrabben und Muscheln.
Nach einer
guten Stunde erreichen wir den ersten Wasserfall. Er ergießt
sich in ein vielleicht 100 m2 großes, von Felsen gesäumtes
Becken. Die Schönheit der Natur übertrifft die kitschigste
Collage.
Der Kellner
in unserem Hotel erzählt mir am Abend, dass ein junger Mann
dieses Wasserbecken erforschen wollte, tauchte und
verschwand. Viele Tage später soll er vom Meer an den Strand
gespült worden sein. Es müssten also unterirdische
Verbindungen zum Meer bestehen. Diese Erzählung, ob richtig
oder nicht, spiegelt ein wenig die Stimmung auf dieser Insel
wieder. Der Kleinraum im Meer, der durch das wuchtige Gebirge
nur einen kleinen Teil zum Leben freigibt, zwei Drittel mehr
oder weniger unerforschtes, jedenfalls unbewohntes Gebiet,
der Wind und die Einsamkeit, all das bewirkt bei den
Bewohnern große Ehrfurcht vor der Natur. An manchem
Winterabend mag man sich da diese oder jene Geschichte
erzählen, die von Menschen und Naturmächten berichtet.
Das Dorf Alonia
Nur wenige
Kilometer von Kamariotisa, unserem Wohnort entfernt, befindet
sich das kleine Dorf Alonia. Die Hügelspitze, an der es
liegt, versetzt uns in eine unwirklich wirkende Landschaft.
Sie ist mit Findlingen übersät, bevor sie unmittelbar
abbricht und den Blick auf ein fruchtbares, grünes Tal
freigibt.
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