Ouzo in Griechenland

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 Geschichte, Herstellung, Marken & Trinkkultur

Wer an Griechenland denkt, denkt an Sonne, Meer – und an ein Glas Ouzo.
Der klare Anisschnaps ist das inoffizielle Nationalgetränk des Landes und fester Bestandteil der griechischen Lebensart.
Ob am Meer, in der Taverne oder nach dem Essen: Ouzo gehört einfach dazu.

Doch Ouzo ist mehr als nur ein Getränk – er ist ein Stück griechische Kultur, mit langer Tradition und vielen regionalen Varianten.


Was ist Ouzo eigentlich?

Ouzo ist ein klarer, aromatischer Anisschnaps mit einem Alkoholgehalt von 37,5 bis 50 % Vol., der ausschließlich in Griechenland hergestellt werden darf.
Er wird durch die Destillation von Alkohol mit Anis und anderen Kräutern gewonnen.
Typisch ist das milchige Weißwerden, wenn man ihn mit Wasser mischt – das sogenannte Louche-Phänomen.

Der Geschmack ist süßlich, würzig und erinnert an Lakritz, Fenchel und Kräuter – erfrischend und intensiv zugleich.


Geschützte Herkunftsbezeichnung

Seit 1989 ist Ouzo eine geschützte geografische Angabe (PGI) – das heißt:
Nur Ouzo, der in Griechenland und nach bestimmten Regeln hergestellt wird, darf sich so nennen.

Die wichtigsten Produktionszentren liegen auf:

  • Lesbos (besonders Plomari & Mytilini)

  • Makedonien (Thessaloniki & Kavala)

  • Patras (Peloponnes)

Die Insel Lesbos gilt als „Wiege des Ouzo“. Hier befinden sich einige der ältesten und bekanntesten Brennereien des Landes.


Geschichte des Ouzo

Die Ursprünge des Ouzo reichen ins 19. Jahrhundert zurück.
Er entstand vermutlich aus dem Tsipouro, einem Tresterbrand, den griechische Bauern nach der Weinlese herstellten.

Als im 19. Jahrhundert Anis hinzugefügt wurde, entwickelte sich der aromatische Schnaps, den wir heute als Ouzo kennen.
Der Name Ouzo soll aus dem italienischen Ausdruck „uso Massalia“ („für Marseille bestimmt“) stammen – so wurden hochwertige Weinfässer für den Export markiert. Mit der Zeit übertrug man den Begriff auf den feinen Anisschnaps selbst.

Die älteste Ouzo-Brennerei Griechenlands ist Barbayanni, gegründet 1860 auf Lesbos.


Herstellung von Ouzo

Ouzo wird in einem aufwendigen Verfahren destilliert, bei dem Qualität und Erfahrung entscheidend sind.

1. Alkoholbasis

Als Grundlage dient reiner Agraralkohol, meist aus Trauben oder anderen Früchten.

2. Aromatisierung

Der Alkohol wird mit einer Mischung aus Kräutern und Gewürzen versetzt – das genaue Rezept ist streng geheim.
Hauptzutat ist Anis, häufig kombiniert mit:

  • Fenchel

  • Koriander

  • Zimt

  • Mastix (Baumharz von Chios)

  • Muskat oder Nelken

3. Destillation

Die Mischung wird in traditionellen Kupferkesseln (Kazania) destilliert.
Nur das Herzstück des Destillats wird verwendet – der Mittelteil mit den feinsten Aromen.

4. Reifung & Verdünnung

Nach der Destillation ruht der Ouzo für einige Wochen oder Monate, damit sich die Aromen verbinden.
Dann wird er mit Wasser verdünnt, bis der Alkoholgehalt zwischen 37,5 % und 50 % Vol. liegt.

5. Abfüllung

Hochwertige Ouzos enthalten ausschließlich Destillat, bei einfacheren Varianten wird zusätzlich neutraler Alkohol mit Aromastoffen gemischt.


Wie trinkt man Ouzo?

Ouzo wird niemals einfach heruntergekippt, sondern genossen – langsam, in Gesellschaft und immer mit Essen.

Servierweise

  • Mit Wasser und Eis: Die klassische Variante.
    Ouzo wird in ein Glas gegossen, mit kaltem Wasser verdünnt und mit Eiswürfeln serviert. Dabei färbt er sich milchig-weiß.

  • Pur: Vor allem im Winter oder nach dem Essen, leicht gekühlt (ca. 10 °C).

  • Nie im Kühlschrank lagern, weil er bei Kälte trüb wird – das ist normal, aber optisch weniger schön.

Zum Essen

Ouzo wird fast immer mit kleinen Häppchen – den Mezedes (Μεζέδες) – serviert.
Typische Begleiter:

  • Gebratene Sardinen oder Tintenfisch

  • Feta mit Olivenöl

  • Tomaten, Gurken, Oliven

  • Dolmadakia (gefüllte Weinblätter)

  • Weißbrot und Käse

Ouzo ist kein Getränk für Eile, sondern für Genuss und Gespräche.


Ouzo und Kultur

In Griechenland ist Ouzo ein Symbol für Geselligkeit.
Man trinkt ihn nicht allein, sondern in Gesellschaft – meist am Nachmittag oder frühen Abend, am Meer oder in der Taverne.

Ein „Ouzeri“ ist eine kleine Bar oder Taverne, die sich auf Ouzo und Meze spezialisiert hat.
Dort wird stundenlang gegessen, getrunken, geredet und gelacht – ohne Hektik, ohne Eile.

Für viele Griechen ist Ouzo ein Stück Heimatgefühl – ein Getränk, das den Alltag entschleunigt.


Bekannte Ouzo-Marken

Griechenland hat viele Brennereien, jede mit eigenem Rezept und Geschmack.

Marke Herkunft Besonderheiten
Barbayanni Lesbos älteste Marke (seit 1860), klassisch, kräftig
Plomari (Isidoros Arvanitis) Lesbos sehr beliebt, mild, ausgewogen
12 Ouzo Thessaloniki international bekannt, feine Kräuternote
Mini Mytilinis Lesbos mild, süßlich, fruchtig
Pilavas Patras leicht, angenehm aromatisch
Babatzim Makedonien kräftig, würzig, traditionell
Apostolakis Thessalien aromatisch, handwerklich hergestellt

Tipp: Ouzo von Lesbos gilt allgemein als der hochwertigste, da die Insel als Ursprung des Ouzo gilt.


Regionale Unterschiede

  • Lesbos: mild, elegant, oft mit Mastix-Note

  • Thessaloniki: kräftiger, würziger

  • Patras: leicht süßlich, aromatisch

  • Kreta: ähnlich, aber hier trinkt man häufiger Raki (Tsikoudia) statt Ouzo


Ouzo vs. Raki vs. Tsipouro

Viele Griechen unterscheiden klar zwischen ihren traditionellen Spirituosen:

Getränk Herkunft Basis Geschmack
Ouzo ganz Griechenland Alkohol + Anis süßlich, mild
Tsipouro Festland, Nordgriechenland Traubentrester kräftig, teils mit Anis
Raki (Tsikoudia) Kreta Traubentrester klar, ohne Anis
Masticha Insel Chios Mastixharz süß, harzig

Alle sind Teil der griechischen Trinkkultur – aber Ouzo ist das bekannteste Symbol weltweit.


Export & Beliebtheit im Ausland

Ouzo ist heute eines der bekanntesten Exportprodukte Griechenlands.
Er wird in über 50 Länder exportiert, vor allem nach Deutschland, Österreich, USA und Australien.
In Griechenland selbst trinken ihn besonders viele Menschen in den Sommermonaten – meist am Meer oder auf den Inseln.

In Deutschland gilt Ouzo oft als „Verdauungsschnaps“ nach dem Essen beim Griechen – in Griechenland selbst ist das eher unüblich: Dort trinkt man ihn langsam, begleitet von Meze, nicht als Shot.


Trinkrituale & Aberglaube

Viele Griechen glauben:

„Ouzo sollte man nie allein trinken – das bringt Unglück.“

Und tatsächlich: Ouzo ist ein soziales Getränk, das Freundschaften symbolisiert.
Ein gemeinsames Glas gilt als Zeichen von Vertrauen und Gastfreundschaft.

Typische Trinksprüche:

  • „Yamas!“ (Γειά μας) – „Auf uns!“

  • „Stin ygeia sou!“ (Στην υγειά σου) – „Auf deine Gesundheit!“


Ouzo und Tourismus

Nahezu jeder Besucher Griechenlands probiert Ouzo – oft schon bei der Ankunft in der Taverne.
Viele Destillerien bieten heute Besichtigungen & Verkostungen an, z. B.:

  • Barbayanni Museum & Distillery (Plomari, Lesbos)

  • Ouzo Plomari Distillery (Arvanitis)

  • Pilavas Distillery (Patras)

  • Kechris Distillery (Thessaloniki)

Besucher erfahren dort, wie der Ouzo hergestellt wird, können probieren und Souvenirs kaufen – oft in kleinen Flaschen oder Geschenkboxen.


Ouzo als Souvenir

Ouzo ist eines der beliebtesten Mitbringsel aus Griechenland.
Er ist haltbar, typisch griechisch und in vielen Größen erhältlich.
Im Supermarkt oder Duty-Free-Shop kostet eine 0,7-Liter-Flasche meist zwischen 8 und 15 €, hochwertige Sorten etwas mehr.

Tipp: Wähle Marken mit dem Hinweis „Produced and bottled in Greece“ – das garantiert Originalqualität.


Gesundheit & Genuss

In Maßen genossen gilt Ouzo als bekömmlich.
Die ätherischen Öle aus Anis und Fenchel wirken verdauungsfördernd und entspannend.
Zu viel Alkohol ist natürlich ungesund – Ouzo ist ein Genussmittel, kein Alltagsgetränk.


Fazit: Ouzo – mehr als ein Getränk

Ouzo ist Griechenland in flüssiger Form: freundlich, herzlich und unverwechselbar.
Er steht für Geselligkeit, Sonne, Meer und das gute Leben.
Ob in der Taverne am Hafen oder auf der Terrasse im Sonnenuntergang – ein Glas Ouzo mit Meze ist pure griechische Lebensfreude.

Wer Griechenland besucht, sollte sich mindestens einmal Zeit nehmen, Ouzo so zu trinken, wie es die Griechen tun – langsam, gemeinsam, mit Genuss.

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