Entstehung, bekannte Krater & Tipps für Besucher
Griechenland ist nicht nur bekannt für Sonne, Strände und antike Tempel – das Land liegt auch auf einem der geologisch aktivsten Gebiete Europas. Mehr als 100 Vulkane prägen die Ägäis und das griechische Festland. Einige davon sind noch heute aktiv, andere längst erloschen, aber ihre Spuren bestimmen vielerorts Landschaft, Boden und sogar den Tourismus.
Wer Griechenland besucht, kann Vulkane hautnah erleben: beim Wandern auf Santorin, in der Schwefelfumarole auf Nisyros, in den heißen Quellen von Methana oder an den bizarren Felsküsten von Milos.
Entstehung der griechischen Vulkane
Die griechischen Vulkane gehören zur sogenannten Ägäischen Vulkanzone, die sich von Südwest nach Nordost über die Inseln Milos, Santorin, Nisyros bis zur türkischen Küste bei Kos zieht.
Sie entstand durch das Zusammentreffen zweier Erdplatten:
Die Afrikanische Platte schiebt sich langsam unter die Eurasische Platte. Durch den enormen Druck schmilzt Gestein in der Tiefe und steigt als Magma auf – so entstehen über Jahrmillionen Vulkane.
Diese Zone ist bis heute aktiv. Erdbeben sind in Griechenland daher keine Seltenheit, doch starke Vulkanausbrüche kommen nur selten vor. Der letzte größere Ausbruch fand im Jahr 1950 auf Santorin statt.
Die wichtigsten Vulkane Griechenlands im Überblick
1. Santorin – der berühmteste Vulkan der Ägäis
Santorin (Thira) ist der bekannteste Vulkan Griechenlands – und einer der spektakulärsten der Welt.
Vor rund 3.600 Jahren explodierte hier ein gewaltiger Vulkan in einem der größten Ausbrüche der Erdgeschichte. Dabei entstand die markante Caldera, eine ringförmige Inselgruppe mit steil abfallenden Klippen.
Heute kannst du den Krater als Besucher leicht erkunden:
Bootsausflüge führen von Fira oder Oia zu den kleinen Inseln Nea Kameni und Palea Kameni. Dort kannst du auf erkalteten Lavafeldern wandern, die dampfenden Fumarolen sehen und in den warmen Schwefelquellen baden.
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Letzter Ausbruch: 1950 (kleinere Eruption)
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Aktivität: leicht aktiv, ständig überwacht
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Sehenswürdigkeiten: Caldera-Wanderung Fira–Oia, Vulkaninsel Nea Kameni, Schwefelquellen
👉 Tipp: Die besten Aussichten auf den Krater hast du von Fira, Imerovigli oder Oia – besonders bei Sonnenuntergang.
2. Nisyros – der aktive Krater im Dodekanes
Die kleine Insel Nisyros südlich von Kos ist ein Geheimtipp für Vulkanfans.
Hier liegt einer der wenigen aktiven Krater Europas, der Stefanos-Krater, den du betreten kannst.
Im Inneren dampft und zischt es, Schwefelgeruch liegt in der Luft, und der Boden ist an manchen Stellen über 100 Grad heiß.
Nisyros ist Teil des gleichen Vulkansystems wie Santorin, aber deutlich kleiner. Die Insel entstand vor etwa 150.000 Jahren durch mehrere Explosionen. Heute leben rund 1.000 Menschen auf Nisyros – sie profitieren vom fruchtbaren Vulkanboden.
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Letzter Ausbruch: ca. 1888 (kleine phreatische Explosion)
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Aktivität: aktiv, aber ruhig
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Sehenswürdigkeiten: Krater Stefanos, kleine Krater „Polyvotis“ und „Mikros Polyvotis“, Dorf Nikia mit Aussicht
👉 Tipp: Von Kos aus fahren täglich Fähren nach Nisyros – perfekt für einen Tagesausflug.
3. Methana – der Vulkan auf dem Peloponnes
Die Halbinsel Methana liegt nordöstlich von Peloponnes und ist eigentlich ein alter Vulkan.
Rund 30 Kegel und Lavadome zeugen hier von früheren Ausbrüchen.
Der jüngste bekannte Ausbruch ereignete sich um 230 v. Chr., wurde von antiken Autoren wie Strabon beschrieben und formte den heutigen Methana-Krater.
Heute ist das Gebiet ein beliebtes Ziel für Wanderer und Geologen. Besonders eindrucksvoll ist der Aufstieg zum Lavadom bei Kameni Chora, wo du direkt auf erstarrter Lava läufst. Auch die heißen Quellen von Methana am Hafen sind eine Erinnerung an die vulkanische Aktivität.
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Letzter Ausbruch: 230 v. Chr.
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Aktivität: schlafend, aber thermisch aktiv
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Sehenswürdigkeiten: Lavadom Kameni Chora, Schwefelquellen, Wanderwege über Lavagestein
4. Milos – Insel der Farben und Formen
Milos ist eine der schönsten Vulkaninseln Griechenlands.
Hier war der Vulkanismus zwar seit Jahrtausenden erloschen, hat aber eine einzigartige Landschaft hinterlassen: bizarre Felsen, farbige Klippen und heiße Quellen.
Der Boden von Milos ist reich an Mineralien – Schwefel, Kaolin, Bimsstein und Obsidian wurden hier seit der Antike abgebaut.
Strände wie Sarakiniko (mit weißen Tuffsteinfelsen) oder Firiplaka zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig Vulkangestein sein kann.
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Letzter Ausbruch: vor über 90.000 Jahren
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Aktivität: erloschen
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Sehenswürdigkeiten: Sarakiniko, Schwefelminen, Vulkangestein-Museum in Adamas
👉 Tipp: Milos ist auch für Badeurlauber perfekt – Natur & Meer liegen hier direkt nebeneinander.
5. Kos & Kalymnos – junge vulkanische Spuren
Auf den Nachbarinseln von Nisyros, etwa Kos und Kalymnos, findest du kleinere vulkanische Erscheinungen: warme Quellen, Gasblasen im Wasser oder schwefelhaltige Dämpfe.
Die heißen Quellen bei Therma (Kos) stammen aus derselben geologischen Zone wie Nisyros – ein Hinweis auf tief liegende vulkanische Aktivität.
6. Sousaki – der unbekannte Vulkan auf dem Festland
Nur rund 60 km von Athen entfernt, nahe der Stadt Korinth, liegt der kleine Vulkan Sousaki.
Er gilt als erloschen, doch aus Spalten treten bis heute Schwefelgase aus.
Der Vulkan ist touristisch kaum erschlossen, aber geologisch interessant.
Eine Wanderung durch die Sousaki-Schlucht zeigt eindrucksvoll, wie aktiv der Untergrund Griechenlands noch ist.
Weitere Vulkangebiete in Griechenland
Neben diesen bekannten Orten gibt es zahlreiche kleinere Vulkane und geothermische Zonen:
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Psathoura (Nördliche Sporaden): Unterseevulkan, Teil eines alten Kratersystems
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Gyali (bei Nisyros): Kleine Glasinsel mit Bimssteinabbau
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Antimilos: Unbewohnte Nachbarinsel von Milos, vollständig vulkanischen Ursprungs
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Lesbos – Heißquellen bei Eftalou und Polichnitos
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Limnos: alte Vulkangesteine prägen die Landschaft
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Aegina & Poros: kleine Lavadome im Saronischen Golf
Aktive vs. erloschene Vulkane
Typ | Beispiele | Aktivität | Besonderheiten |
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Aktive Vulkane | Santorin, Nisyros | überwacht, gelegentliche Gasaktivität | Schwefeldämpfe, heiße Quellen, seismisch aktiv |
Ruhende Vulkane | Methana, Sousaki | keine Eruptionen, aber Wärme & Dampf | Heißquellen, vulkanisches Gestein |
Erloschene Vulkane | Milos, Limnos | keine Aktivität mehr | farbige Gesteine, Mineralreichtum |
Vulkane und Tourismus
Viele griechische Vulkane sind heute touristische Highlights.
Sie prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch Kultur und Wirtschaft:
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Vulkanwein: Auf Santorin wachsen die Reben in vulkanischer Asche – Weine wie Assyrtiko gelten als besonders mineralisch.
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Thermalquellen: In Methana, Lesbos und Kos sprudeln heiße Quellen – beliebt für Kuren und Wellness.
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Wandern & Natur: Kraterwanderungen, Aussichtspunkte und geothermische Gebiete sind perfekte Ziele für Naturliebhaber.
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Geotourismus: Immer mehr Besucher interessieren sich für Geologie, Vulkane und nachhaltigen Tourismus – ein wachsender Trend.
Gefahr durch Vulkane in Griechenland
Obwohl Griechenland viele Vulkane hat, besteht kaum Gefahr für Reisende.
Die aktivsten Gebiete (Santorin, Nisyros) werden von griechischen und internationalen Geologen permanent überwacht.
Warnsysteme sind in Betrieb, und die Aktivität wird regelmäßig gemessen.
Eruptionen sind selten und meist klein. Die letzte größere Phase auf Santorin in den Jahren 2011–2012 führte nur zu leichten seismischen Bewegungen, ohne Schaden.
Vulkane als Teil der griechischen Mythologie
Auch in der griechischen Mythologie spielten Vulkane eine große Rolle.
Man glaubte, der Schmiedegott Hephaistos habe seine Werkstatt in einem Vulkan – meist wurde der Ätna genannt, manchmal auch der Vulkan unter der Ägäis.
Die Feuer, Dämpfe und Erschütterungen wurden als Zeichen seines Zorns gedeutet.
Bis heute tragen Orte wie Kameni Chora („das verbrannte Dorf“) oder Nea Kameni („die neue Verbrannte“) diese Erinnerung im Namen.
Fazit: Vulkane formen das Gesicht Griechenlands
Vulkane sind ein wichtiger Teil der griechischen Natur.
Sie haben Landschaften geschaffen, Inseln geformt und den Boden fruchtbar gemacht.
Ob auf Santorin, Nisyros oder Milos – überall siehst du die Spuren des Feuers.
Für Reisende bieten sie eine spannende Mischung aus Natur, Geschichte und Geologie.
Und das Beste: Viele dieser Vulkangebiete kannst du ganz einfach besuchen – zu Fuß, mit dem Boot oder als Tagesausflug von den beliebten Inseln aus.